Aktuell wirbt das Öko-Institut u.a. bei Dialogveranstaltungen im Rahmen des Zukunftsdialogs Wald (ZDW) um einen alternativen Ansatz zur Bilanzierung von Treibhausgasen (THG). Damit stellt das Öko-Institut international vereinbarte Normen und Berechnungsweisen zur THG-Bilanzierung infrage. Die AGDW – Die Waldeigentümer, der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH), der Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie und die Familienbetriebe Land- und Forst (FaBLF) kritisieren in einem gemeinsamen Positionspapier das Konzept des Öko-Instituts als irreführend und wenig hilfreich für die Bioökonomie und die Waldbewirtschaftung.
In dem Positionspapier heißt es: „CO2 aus dem atmosphärisch-biologischen CO2-Kreislauf wird (im Konzept des Öko-Instituts) mit CO2 aus fossilen Brennstoffen gleichsetzt. Dies ist jedoch nicht zulässig, da es sich um verschiedene Kreisläufe handelt und bei fossilen Energieträgern das emittierte CO2 nicht wieder über das Pflanzenwachstum kompensiert wird. Völlig konträr zu klimapolitischen Zielen würden fossile Energieträger gegenüber energetischer Biomasse bessergestellt werden, was langfristig zu einer Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre führt und dem Klima weiter schadet.“
Aus Sicht der unterzeichnenden Verbände darf der rein hypothetische (und zudem äußerst ungenaue) Parameter des Öko-Instituts zur Abbildung alternativer Waldbewirtschaftungskonzepte nicht in die wissenschaftlich begründete und evidenzbasierte THG-Bilanzierung der Erneuerbare Energien Richtlinie der EU (RED) aufgenommen werden. Die in der RED verwendete Methode ist, anders als die vorgeschlagene Methode zur Bilanzierung eines „CO2-Speichersaldos“, mit den Regeln des Weltklimarates IPCC konform und beinhaltet eine umfangreiche Berücksichtigung sämtlicher bei der Produktion und Verwendung von Biomassebrennstoffen anfallenden fossilen Emissionen. Die Verbände stellen klar, dass nach den IPCC-Regeln die Biomasseentnahme aus dem Wald (Holznutzung) bereits über die Änderung des Kohlenstoffbestandes im Wald in der Klimabilanz erfasst ist, und die energetische Nutzung folgerichtig nicht als CO2-Emission angerechnet wird.
Die Verbände kritisieren, dass der Ansatz des Öko-Instituts die Extensivierung der Holznutzung fördert, anstatt eine nachhaltige Forstwirtschaft zu honorieren. Zudem würde die Multifunktionalität der Waldbewirtschaftung, die zahlreiche Waldfunktionen wie Klimaschutz, Biodiversität, Erholungsleistung und Holzproduktion auf einer Fläche vereint, negiert. Holz aus heimischer Forstwirtschaft ersetze jedoch energieintensive Bau- und fossile Brennstoffe. Durch diesen Substitutionseffekt trage die Holznutzung in relevantem Maße zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Durch die Implementierung eines CO2-Speichersaldos in der THG-Bilanzierung stünde der regionale Rohstoff nur noch in geringerem Umfang zur Verfügung, fehlende Mengen müssten über weite Strecken unter Entstehung neuer THG-Emissionen importiert werden. Faktisch fördere das Konzept des CO2-Speichersaldos daher eine Verringerung des klimawirksamen Substitutionseffekts und damit einen entsprechend höheren Verbrauch fossiler Brenn- und Rohstoffe.
Die unterzeichnenden Verbände setzen sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der nachwachsenden Ressource Holz ein. Den Wald und die langfristige Verfügbarkeit des wertvollen Rohstoffes Holz für zukünftige Generationen zu erhalten, gehört zu den Prämissen ihres Handelns.
Hintergrund: Das Konzept des Öko-Instituts zu einem „CO2-Speichersaldo“ fordert, bei der THG-Bilanzierung von Waldholz, eine zwischenzeitlich geringere Senkenleistung des Waldes durch seine Bewirtschaftung, zu berücksichtigen. Dabei soll die rein theoretisch noch mögliche weitere CO2-Bindung, wenn aus dem Wald kein Holz entnommen wird, als virtuelles Element zu der vom IPCC-vereinbarten Bilanzierung realer CO2-Ströme hinzugezählt werden. Die Berechnung des Saldos soll erfolgen, indem zwei Szenarien miteinander verglichen werden: Szenario 1 mit extensiver Bewirtschaftung und Szenario 2 mit intensiver Bewirtschaftung. Für jedes der beiden Szenarien soll getrennt berechnet werden, wie hoch das Holzaufkommen ist und wieviel CO2 der Wald bindet. Aus der Differenz zwischen Holzaufkommen und Bindungsvermögen würde dann der so genannte „CO2-Speichersaldo“ resultieren. Der Wert soll darüber Auskunft geben, wie viel mehr CO2 ein Bestand bei extensiver gegenüber intensiver Bewirtschaftung binden würde, allerdings mit einer fehlenden Risikobetrachtung extensiv genutzter Waldbestände. Der „CO2-Speichersaldo“ würde damit eine verstärkte Speicherung von Kohlenstoff in Waldökosystemen präferieren, ohne natürliche Gefahren abzuwägen, zulasten des Holzproduktespeichers. Konkret wird vorgeschlagen, den Parameter in der Berechnung der Standardwerte für die Treibhausgasminderung im Anhang der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED) der EU zu berücksichtigen und damit eine Schlechterstellung von Holz gegenüber fossilen Energien vorzunehmen.
Das Positionspapier zum CO2-Speichersaldo steht auf unserer Homepage zum Download bereit.
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