13.02.2025

Agrarholz als Ersatz für fossile Energie und Wärme

Berlin, 13.02.2025: Agrarholz bietet noch ungenutzte Potenziale, fossile Brennstoffe im Energie- und Wärmebereich zu ersetzen. Beim gestrigen digitalen Fachseminar „Potenziale für Agrarholz, Fördermöglichkeiten und Einsatz im Wärmesektor“ des Fachverbandes Holzenergie (FVH) gingen die Fachexperten und -expertinnen in ihren Vorträgen auf Flächenpotenziale, die Förderung für den Agrarholzanbau, den Anbau in der landwirtschaftlichen Praxis sowie den Einsatz des Holzes in Wärmenetzen ein.

In seiner Einführung betonte FVH-Geschäftsführer Gerolf Bücheler die Bedeutung des Agrarholzanbaus: „Der landwirtschaftliche Energieholzanbau bietet nicht nur großes Potential für Umweltschutz sowie Struktur- und Artenvielfalt in der Landwirtschaft, sondern auch für die nachhaltige Brennstoffversorgung für die Wärmewende. Noch immer basieren über 80 % der Wärmeversorgung auf fossilen Brennstoffen. Damit die Vorteile des Agrarholzanbaus für die Wärmewende voll genutzt werden können, ist es erforderlich, widersinnige Einschränkungen in den Förderprogrammen für Wärmenetze und Prozesswärme zu streichen. Gerade auch die Betreiber von Wärmenetzen brauchen Möglichkeiten, die Wärmeversorgung zu defossilisieren. Es macht keinen Sinn, dass der Bund mit der rechten Hand den Agrarholzanbau fördert und den Einsatz mit der linken Hand wieder einschränkt. Die nächste Bundesregierung muss deshalb in ihren Wärmeförderungen alle nachhaltigen Holzsortimente vollumfänglich zulassen.“

Dr. Christine Chemnitz, Direktorin bei Agora Agrar, stellte das letztes Jahr veröffentlichte Landnutzungsszenario des Thinktanks vor. Im Szenario wird davon ausgegangen, dass bis zu 1,67 Mio. ha möglicher Anbaufläche für Agrarholz in Deutschland zu Verfügung stehen könnten, in Abhängigkeit von der Entwicklung der heimischen Landwirtschaft. Dr. Chemnitz unterstrich in der Diskussion, dass es noch große Diskrepanzen zwischen der Einigkeit in der Theorie um die positiven Effekte von Agrarholz und der Umsetzung in der Praxis gebe. Aus der Praxis des Agrarholzanbaus berichtete Dr. Jan Grundmann, Geschäftsführer der Energy Crops GmbH. Er beschrieb, welche Vorteile die Bewirtschaftung von Flächen mit Agrarholz für Landwirte bieten, auch wenn das Holz im Gegensatz zu klassischen einjährigen Ackerkulturen erst nach ein paar Jahren erntereif ist. Dazu gehört die Vergütung, die Landwirten zukommt, wenn sie ihre Flächen für den Agrarholzanbau zur Verfügung stellen. Die Energy Crops GmbH baut Agrarholz u.a. für die Wärmeversorgung von Berlin an. Dr. Grundmann betonte, dass für Landwirte gerade Gehölzstreifen im Agroforstsystem attraktiv seien, da sie beispielsweise die Ertragskraft des Bodens erhalten, Winderosion vermindern und damit die Wasserverdunstung zwischen den Gehölzstreifen reduzieren. Dr. Andreas Täuber, Leiter des Referats 524 - Energie, Bioökonomie, nachwachsende Rohstoffe im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), stellte in seinem Beitrag die Förderprogramme für den Anbau auf europäischer und nationaler Ebene vor. Dazu zählen die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK). Er hob hervor, dass die Förderprogramme dabei unterstützen, Herausforderungen wie hohe Anfangsinvestitionen, lange Kapitalbildung, wirtschaftliche Unsicherheit oder Lücken in den Vermarktungsstrukturen aufzufangen. Für Agroforstsysteme sollen durch den Rahmenplan der Gemeinschaftaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) 100 Millionen Euro über die Jahre 2025-2028 zur Verfügung gestellt werden. Den Einsatz von Agrarholz im Berliner Wärmenetz beschrieb Dr. Bastian Rühle, Portfoliomanager bei der Berliner Energie und Wärme AG (BEW), in seinem Vortrag. Er stellte die Transformationspläne für das Berliner Wärmenetz vor und ging auf die Rolle der thermischen Nutzung von Agrarholz ein. Bis 2040 soll das Berliner Wärmenetz zu 100 % mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Die BEW hat sich dafür entschieden, Hackschnitzel aus Agrarholz als Brennstoff zu nutzen, da sie in der Beschaffung langfristig günstiger seien als andere Sortimente, so Dr. Rühle.

 

Hintergrund:

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums lediglich 5.727 ha Fläche als Agrarholz angebaut. Hackschnitzel aus Agrarholz lassen sich ideal in Wärmenetzen und in der Defossilisierung der industriellen Prozesswärme nutzen. Allerdings ist Agrarholz in vielen Wärmeförderprogrammen nicht als Brennstoff anerkannt. Beim Wärmenetzausbau spielt die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) eine wichtige Rolle, entsprechende Investitionen zu tätigen. Bei der Defossilisierung der Industrie ist die Bundesförderung Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW, Modul 2) zentral, um erneuerbare Prozesswärmeanlagen zu errichten. In beiden Programmen ist Agrarholz als Brennstoff bislang ausgeschlossen. Zu den zahlreichen Vorteilen des Agrarholzanbaus zählen die Reduzierung von Nährstoffausträgen, Kohlenstoffspeicherung im Boden, Steigerung bzw. Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Erosionsschutz, Schutz des Grundwassers vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen und die Steigerung der Struktur- und Lebensraumvielfalt für die Fauna. Zudem bringt der Anbau von Gehölzen in der Agrarlandschaft durch eine Steigerung der Luftfeuchtigkeit und Senkung der Temperatur positive mikroklimatische Effekte. Der streifenförmige Gehölzanbau zwischen den einjährigen landwirtschaftlichen Kulturen (Agroforstsystem) sichert darüber hinaus die Ertragskraft der Fläche bei zunehmender Trockenheit, da der Wind gebremst und damit Verdunstung zwischen den Streifen reduziert wird. Damit steht den Pflanzen zwischen den Gehölzstreifen mehr Wasser zum Wachstum zur Verfügung.

Auf dieser Website verwenden wir Cookies. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Wenn Sie auf "Alle Cookies erlauben" klicken, stimmen Sie der Speicherung von allen Cookies auf diesem Gerät zu. Unter "Auswahl erlauben" haben Sie die Möglichkeit, einzelne Cookie-Kategorien zu akzeptieren. Unter "Informationen" finden Sie weitere Informationen zu den Cookie-Einstellungen.

Notwendige Cookies helfen dabei, eine Webseite nutzbar zu machen, indem sie Grundfunktionen wie Seitennavigation und Zugriff auf sichere Bereiche der Webseite ermöglichen. Die Webseite kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren.

Mit diesem Cookie erlauben Sie das Einbinden von Bildern von Twitter. Es gibt die Datenschutzerklärung von Twitter.