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Das Wichtigste in Kürze
Nachhaltigkeit von Holzenergie: In der Präsentation von IKEM wird bei der Bewertung der Klimawirkung von Holzenergie von der falschen Betrachtungsebene ausgegangen und es kann somit auch nur zu einem irreführenden Grundverständnis kommen. Die Analyse der Klimawirkung der Holzenergie ist auf Ebene des Einzelbaums nicht sinnvoll. Einzig sinnvoll ist die Betrachtung des Holzvorrats auf regionaler bzw. nationaler Ebene. Die Bundeswaldinventuren einschließlich der bundeslandbezogenen Auswertungen zeigen auf, dass sich der Holzvorrat im Wald bei nahezu allen Baumarten auf einem Rekordniveau befindet. Mit dem Beginn der Kalamitäten kam es seit dem Jahr 2018 zu regionalen Vorratsverlusten, die aber nicht durch einen erhöhten Einschlag herbeigeführt wurden, sondern diese begründen sich vor allem durch ein erhöhtes Aufkommen von Holz im Markt durch Schädlingsbefall, oder vermehrte Fällen von Dürre oder Stürmen.
Fehlende Perspektive des Fachrechts Abfall und Wald: Um die Frage nach der Klimawirkung der energetischen Holznutzung zu erläutern, wurde insbesondere das Energierecht herangezogen. Leider fehlt an dieser Stelle die Auseinandersetzung mit den Fachrechten Wald und Abfall. Das Bundeswaldgesetz sowie die dazugehörigen Landeswaldgesetze sind eine wichtige Quelle, um die Nachhaltigkeit von Holz und möglichen Auswirkungen von Holzenergie auf das Klima zu bewerten. Für die ganzheitliche Betrachtung der Nutzungskaskade des Rohstoffs Holz wäre es zudem wichtig, das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Altholzverordnung zu berücksichtigen. Auf diese wurde im Gutachten nur rudimentär eingegangen. Das Verbändebündnis plädiert für eine ganzheitliche Betrachtung der Bereiche Energie-, Forst- und Abfallrecht, um die energetische Holznutzung zu bewerten. Eine Regelung durch Verschieben des einen Bereiches (Forstwirtschaft) in einen anderen Bereich (Energierecht) ist jedoch nicht sinnvoll. Die Waldgesetze, die freiwillige Zertifizierung und die praktizierte Forstwirtschaft in Deutschland sind ausreichend, um eine nachhaltige Forstbewirtschaftung und Nutzung von Wald(rest)holz zu ermöglichen.
Gesetzliche Verankerung des Kaskadenprinzips ist abzulehnen: Eine gesetzliche Verankerung des Kaskadenprinzips führt zu einer enormen Verringerung der energetischen Substitution von fossilen Rohstoffen. Mit diesem Vorschlag werden die deutschen Klimaschutzziele noch schwerer umzusetzen sein. Die Folgen der Stärkung der Nutzungskaskade führt langfristig zu einer Steigung der gesamten Holzernte auf ein hohes Niveau und auch die Holzimporte könnten zunehmen, denn eine Steigerung der stofflich nutzbaren Holzmenge gestaltet sich schwierig. Waldrestholz, etwa Äste aus dem Wipfelbereich, ist für den Holz- und Möbelbau weitgehend ungeeignet und findet – mit Ausnahme der rückläufigen Holzwerkstoffindustrie – kaum Verwendung. Eine Erhöhung des Potenzials für die stoffliche Nutzung würde beispielsweise einen verstärkten Holzeinschlag erfordern.
Weitere Verunsicherung von Gesellschaft: In den letzten Jahren kam es in der holzverarbeitenden Branche, bei Verbrauchern und in der Wirtschaft zu Verunsicherungen, wie der Rohstoff Holz genutzt werden kann. Die Frage nach der energetischen Nutzung von Holz hat zahlreiche Sektoren und Anwendungen betroffen: Bei der kommunalen Wärmeplanung durch das Wärmeplanungsgesetz oder der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze, der Defossilisierung der industriellen Prozesswärme durch Novellierung der Bundesförderung für Energie und Ressourceneffizienz (EEW), oder die Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und Anpassungen in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Ganz aktuell verhandeln Union und SPD die Zukunft des GEG, was erneut für Verunsicherung bei Verbrauchern und Wirtschaft sorgt. Diese Verunsicherungen bremsen die Energie- und Wärmewende aus. Ein Rechtsgutachten wie das von IKEM geplante, welches die energetische Nutzung von Holz einseitig falsch bewertet und dabei nicht auf einer fachlich ausreichend fundierten Analyse beruht, wird zu neuer Verunsicherung führen und den Transformationsprozess weiter verzögern.
Höherer Holzvorrat bedeutet nicht zwingend mehr Klimaschutz: Das Verbändebündnis betont, dass ein erhöhter Holzvorrat in deutschen Wäldern nicht per se mit mehr Klimaschutz gleichzusetzen ist. Entscheidend für die Klimaschutzleistung des Waldes ist zum einen der aktive Entzug von CO2 in Form des im zugewachsenen Holz gebundenen Kohlenstoffs und zum anderen die Substitution fossiler Ressourcen und Energieträger durch Holzverwendung. Der zunehmende Anpassungsdruck durch die Klimaerwärmung zeigt, dass auch naturnahe Wälder mit vermeintlich standortheimischen Baumarten keinen sicheren Koh-lenstoffspeicher darstellen. Ein proaktiver Waldumbau ist notwendig, um langfristig die Klimaschutzleistung des Waldes zu stabilisieren und, wo möglich, zu erhöhen. Der im Holz gebundene Kohlenstoff kann dann einerseits in Holzprodukten und als klimaneutraler (bei Anwendung von BECCS sogar klimapositiver) Brennstoff seine Klimaschutzwirkung entfalten und andererseits kann der Wald weiter zur Kohlenstoffbindung beitragen.
Grundthese „negative Wirkung von Holzenergie auf das Klima“ vorab festgelegt: Das Verbändebündnis kritisiert, dass beim Gutachten bereits die Grundannahme wissenschaftlich umstritten ist. Diese geht davon aus, dass Holzenergie eine negative Wirkung auf das Klima hat. In Deutschland ist jedoch bei nachhaltiger Bewirtschaftung des Waldes davon auszugehen, dass ein positiver Effekt auf das Klima vorliegt. Das Gutachten kommt zwar richtigerweise zu dem Schluss, dass es in der deutschen und europäischen Gesetzgebung Inkonsistenzen in der Einordnung von fester Biomasse als erneuerbare Energie gibt. Allerdings sind die daraus resultierenden Schlussfolgerungen aufgrund der Grundannahme nicht korrekt.
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